Karl Jenkins: The armed Man: A Mass for Peace

Sonntag, 17. März 2024

Friedenskonzert zum Gedenken an die Zerstörung Hanaus am 19. März 1945

Zwei Tage vor dem Gedenktag zur Zerstörung Hanaus am 19. März 1945 gab es am Sonntag, 17. März, um 18 Uhr in der Marienkirche ein Friedenskonzert. Die Hanauer Kantorei und der Chor der Karl-Rehbein-Schule führten in der bis auf den letzten Platz besetzten Marienkirche unter der Leitung von Frank Hagelstange gemeinsam die Messe „The Armed Man: A Mass For Peace“ des walisischen Komponisten Sir Karl Jenkins auf. Der gerade 80 Jahre alt gewordene Komponist schuf die ergreifende Messe, die zu den meist aufgeführten Werken neuerer Chorliteratur zählt, angesichts der Schrecken des Kosovo-Krieges und erstmals am 25. April 2000 in der Royal Albert Hall in London aufgeführt wurde.


„The Armed Man“ ist ein irritierendes Werk, stellt es doch Gebetstexte den harten Marschrhythmen früherer Soldatenlieder gegenüber, was Jenkins auch lautmalerisch mit äußerster Perfektion umgesetzt hat. Die Spannung, die mit jedem der 13 sehr unterschiedlichen Teile starke emotionale Reaktionen auslöst, war von der ersten bis zur letzten Minute des Konzerts im Kirchenraum zu spüren. Karl Jenkins lagen beim Komponieren wie bei all seinen großen Werken Frieden, Miteinander, Akzeptanz und Menschlichkeit sehr am Herzen, und so stellt er die wachsende Bedrohung durch bestehende und drohende Kriege sehr gefühlvollen Passagen gegenüber. All die Grausamkeit und der Horror eines Krieges – realen Berichten von Kriegszeugen entnommen – münden schließlich in der Hoffnung auf Frieden, wenn „Trauer, Schmerz und Tod überwunden werden können“.


Ein besonderer und bewegender Moment war sicherlich der zweite Teil des Werkes, ein islamischer Gebetsruf, der ohne jegliche instrumentale oder sonstige Begleitung von Herrn Hassan Sadeghi, einem 2002 als weltweit bester Koranrezitator ausgezeichneter Künstler, dargebracht wurde. Man hatte den Eindruck, dass die Marienkirche leer war: Kein Husten, kein Räuspern, nichts war zu hören, nur der Hall des eindeutigen Bekenntnisses zu Gott füllte das altehrwürdige Kirchengebäude. Ein wunderbares Beispiel gelebter Glaubensvielfalt.


Den religiösen Texten sind in der Messe literarische Texte zu Krieg und Frieden aus verschiedenen Jahrhunderten gegenübergestellt. Das Konzert wurde mit zwei kurzen Werken aus der Barockzeit eröffnet: Von dem Bach-Zeitgenossen Gottfried Heinrich Stölzel stammt die Kantate „Er heißet Friede Fürst“. Heinrich Schütz komponierte während des Dreißigjährigen Krieges eine außergewöhnliche Fassung des „Da Pacem Domine“: Der Bitte an Gott „Verleih uns Frieden genädiglich“ wird der Lobpreis von Kaiser und Kurfürsten gegenübergestellt, eine eindringliche und hochaktuelle Mahnung an die Herrschenden, den Frieden zu verwirklichen.


Die Chöre wurden vom Orchester der Freunde der Karl-Rehbein-Schule und der neuen Stadtkantorin Johanna Winkler an der Orgel begleitet.


Es war ein wichtiges Konzert, dessen Botschaft nicht oft genug in die Welt getragen werden kann. Es sollte vor allem von denen gehört werden, die selbst in der heutigen Zeit Krieg immer noch als probates Mittel ansehen, sehr einseitig definierte geografische, politische und sonstige egoistische Ziele zu erreichen. Und zwar immer auf Kosten zahlloser Unschuldiger. Daher gilt umso mehr die Zeile: „Better is peace than always war“.